Berufswunsch MKG – Ein Erfahrungsbericht

Veröffentlicht am 10. August 2022
Ashley ist Zahnärztin, studiert im 5. Semester Humanmedizin in Lübeck und seit einem Jahr Teil vom Team Tomorrowdent. 
Hier beantwortet sie ein paar wichtige Fragen, die häufig von vielen angehenden MKGler:innen gestellt werden.


Für einige Zahnmedizinstudierende ist es ein großer Traum, nach dem Zahnmedizinstudium noch Humanmedizin zu studieren, um Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurg*in zu werden. Dabei müssen zunächst wichtige Fragen beantwortet und einige Hürden überwunden werden.

Folgende Fragen habe ich mir gestellt:

 

Will ich das wirklich?

Es sind immerhin mindestens fünf Jahre weiteres Studium, inklusive 3 Staatsexamina und nochmal fünf bis sechs Jahre Facharztweiterbildung, wenn alles gut geht. Aber wenn man – wie ich – für das Fach brennt, dann stellt das zweite Studium keine Hürde dar!

 

Wie finanziere ich das?

Noch länger nur auf die Unterstützung von zu Hause angewiesen zu sein mit einem abgeschlossenen Studium war für mich nicht gerade erstrebenswert. Also war der Plan neben dem Studium als Zahnärztin zu arbeiten. Nur wie funktioniert das neben dem Medizinstudium? Es gibt einige Medizinstudierende, die neben dem Studium arbeiten. Nur tun diese das meist am Wochenende, in Nachtdiensten oder in den Semesterferien. Solche Arbeitszeiten bietet die Zahnmedizin vor allem in der Assistenzzahnarztzeit leider nicht. Man muss schon einen sehr flexiblen Arbeitgeber mit langen Öffnungszeiten finden. Dies ist meist nur in MVZs möglich.

 

An welcher Uni studiere ich am besten Humanmedizin?

Ich hatte schon gehört, dass es einige Universitäten gibt, an denen man Semester einsparen kann, wenn man schon Zahnmedizin studiert hat. Allerdings ist es kaum möglich durch Internetrecherche und E-Mail-Anfragen genauere Informationen von den einzelnen Universitäten zu bekommen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass das Landesprüfungsamt des jeweiligen Bundeslandes für die Anrechnung der Scheine zuständig ist und nicht die jeweiligen Universitäten. Am Ende konnte ich nur herausfinden, dass ich in Hamburg aufgrund des Modellstudiengangs keine Zeit einsparen kann. Und aufgrund von Erfahrungsberichten, dass man in Lübeck zwei Semester einsparen kann. Damit war die Entscheidung fast getroffen. Natürlich habe ich mich nicht nur in Lübeck beworben, aber zum Glück habe ich die Zusage für meine Erstwahl erhalten.

 

Die Hürden:

Zunächst zum Medizinstudium. Die Vorklinik der Humanmedizin ist der Vorklinik der Zahnmedizin sehr ähnlich. Zumindest zwischen Lübeck und Hamburg. Da einem einige Kurse angerechnet werden, kann man 2 Semester Vorklinik einsparen. (Allerdings nur wenn man vorher schon die Pflegepraktika abgeleistet hat!)

Dafür muss man aber selbst organisieren, dass man alle noch fehlenden Kurse in zwei Semester anstatt in vier legen kann.

In Lübeck fängt der Neuroanatomiekurs in den Semesterferien vor dem 3. Semester an. Also wenn ihr vorhabt Kurse vorzuziehen, um Semester einzusparen, setzt euch mit eurer Uni in Verbindung, sobald ihr die Zusage zum Studienplatz habt und nicht erst bei der Einführungsveranstaltung. Das macht viele Dinge einfacher!

Neben dem Studium habe ich zunächst Teilzeit in der Zahnarztpraxis meines Vaters gearbeitet, da ich dort flexibel arbeiten konnte. Nur im Semester waren die Fahrzeiten nach Hamburg sehr zeitraubend. Glücklicherweise habe ich zusätzlich eine Zahnarztpraxis in Lübeck gefunden, die Erfahrung mit humanmedizinstudierenden Zahnärzt*innen hat und durch lange Öffnungszeiten relativ flexibel ist.

Eine weitere Hürde sind die Pflegepraktika und Famulaturen. Man hat entweder die Wahl seinen Jahresurlaub dafür zu opfern oder durch gute Organisation, zwei Tage die Woche zu arbeiten und fünf Tage die Woche Pflegepraktika und Famulaturen abzuleisten.  Auch Klausuren liegen gerne mal an Arbeitstagen und der Stundenplan ändert sich mindestens jedes Semester, manchmal sogar innerhalb eines Semesters. Man muss sich somit frühzeitig um Stundenpläne kümmern, um seine Arbeitszeiten an die Pflichtkurse der Stundenpläne anpassen zu können. Außerdem muss man Vorlesungen, die man in der Woche aufgrund seiner Arbeitszeit verpasst hat, an den Wochenenden nacharbeiten.

Es kommen also immer neue organisatorische Herausforderungen auf einen zu und die Arbeitsbelastung ist deutlich erhöht. Trotzdem sollte man darauf achten, sein Sozialleben nicht auf der Strecke zu lassen. Man braucht Freunde, die einen nach schwierigen Tagen aufbauen und vor Überarbeitung retten.

 

Fazit:

Insgesamt ist der Weg zur MKG-Chirurg*in kein leichter Weg und ob es sich lohnt, kann ich noch nicht sagen. Allerdings bringt das Humanmedizinstudium viel Spaß und wenn man nebenbei als Zahnärztin arbeitet, hat man etwas Abwechslung zum Lernen. Ein wenig Zeit für Familie, Freunde und Freizeit ist auch noch übrig, allerdings muss man diese sehr gut einplanen und darauf achten sie im Stress nicht zu vergessen.

ÜBER DIE AUTORIN

Dr. med. dent Ashley Thomar (25)

Zahnärztin und Studierende der Humanmedizin im 5. Semester am UKSH Lübeck
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