Dr. Charlott Luise Hell M.Sc. und Dr. Jens Weusmann M.Sc.
Platelet Rich Fibrin (PRF) findet in der regenerativen Zahnmedizin und Implantologie vielfältige Anwendung. Durch Zentrifugation des Vollbluts wird dieses in zwei makroskopisch unterscheidbare Phasen getrennt: Es entsteht ein fester PRF-Clot (Thrombozyten und Fibrinogen), während Erythrozyten am Boden des Röhrchens abgetrennt werden. Je nach Röhrchen und Zentrifugationsprotokoll kann festes oder flüssiges PRF gewonnen werden. PRF enthält eine hohe Konzentration an Thrombozyten und setzt Wachstumsfaktoren frei. Dies fördert die Heilung und lindert postoperative Schmerzen. Ein flach gepresster PRF-Clot kann, wie im folgenden Fall, als Leitstruktur für die Weichgewebsheilung dienen.
Dem gegenüber steht das flüssige PRF, welches zur Biologisierung in der knöchernen Augmentation genutzt werden oder auch in das Operationsgebiet injiziert werden kann.
Im vorliegenden Fall lag eine persistierende apikale Entzündung nach Wurzelspitzenresektion alio loco vor. So war implantologischer Zahnersatz indiziert, der hier mittels Sofortimplantat erfolgte.
Da der Implantatdurchmesser hier deutlich geringer als der Umfang der Extraktionsalveole war, wurde der restliche Spaltraum mit einer Mischung aus Eigenknochen und bovinem Knochenersatzmaterial (BioOss, Fa. Geistlich) aufgefüllt und die Situation zur Förderung der Weichgewebsheilung mit einem gepressten Clot bedeckt.
Unter Schonung der vestibulären Lamelle wurde der Zahn inklusive des Granulationsgewebes entfernt. Beides spielt für eine optimale Wund- und Einheilung eine wichtige Rolle.
Das Implantatbett wurde zentral ins Alveolenseptum gesetzt, wobei der Implantatkörper mesial und distal nicht in Gänze von Knochen umschlossen war (Typ II nach Smith & Tarnow). Ein solcher Defekt erfordert eine Augmentation der leeren Räume.
Somit wurde der restliche Raum mit einer Mischung aus flüssigem PRF, Knochenersatzmaterial und Eigenknochen aufgefüllt.
Der gepresste PRF-Clot wurde mittig mit einem Loch versehen, um so mit dem Gingivaformer aufgenommen zu werden.
Nach dem Eindrehen des Gingivaformers wurden der gepresste Clot zum Abdecken des Augmentats zwischen Knochen und Gingiva platziert und mit Nähten adaptiert.
Die Knochenentnahmestelle im Kieferwinkel und die Region um das Implantat wurden anschließend mit flüssigem PRF umspritzt.
Eine Woche nach Implantation hat sich der gepresste PRF-Clot vollkommen ins Weichgewebe integriert und die Fäden wurden entfernt. Der Patient klagte nicht über Schmerzen und musste keine Schmerzmittel einnehmen.
PRF ist ein autologes Material, welches in der Parodontalchirurgie und Implantologie vielfältig zum Einsatz kommt. Es fördert nachweislich die Wundheilung und lindert die postoperativen Schmerzen bei gleichzeitig wirtschaftlich vernünftigen Anwendungsmöglichkeiten. Das Verfahren ist für den Patienten völlig sicher und kaum invasiv. Im vorliegenden Fall konnte nach kurzer Zeit eine suffiziente periimplantäre Weichgewebsheilung erzielt werden.
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Universitätsmedizin Mainz
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