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Beitrag vom: 3. Februar 2025

Glasfaserverstärkte Kompositbrücken: Eine gute Idee für Einzelzahnlücken ? – Ein Fallbericht aus der Praxis

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Beitrag vom: 3. Februar 2025
Glasfaserverstärkte Kompositbrücken: Eine gute Idee für Einzelzahnlücken ? – Ein Fallbericht aus der Praxis

Adhäsiv befestigte Glasfaserverstärkte Kompositbrücken (GFK-Brücken) bieten eine minimalinvasive und kostengünstige Alternative zum Ersatz einzelner Zähne im Seiten- und Frontzahnbereich. Modernste Komposite und Adhäsivsysteme, kombiniert mit imprägnierten Glasfasersträngen machen diese Versorgungsart möglich. Mit Blick auf die begrenzte Datenlage müssen GFK-Brücken zum jetzigen Zeitpunkt noch als experimentelle und semipermanente Versorgungsform betrachtet werden. Gleichwohl liegen vielversprechende klinische Fallserien und Erfahrungsberichte vor. Die GFK-Brücke ist eine kostengünstige und zahnsubstanzschonende Alternative zur konventionellen Brücke oder zum Implantat. Sie ist unabhängig vom Knochenangebot und besonders hervorzuheben ist die verkürzte Behandlungszeit, da die Anfertigung in nur einer Sitzung erfolgen kann.

Dieser Patientenbericht beleuchtet die Indikationsstellung und Therapieplanung, die Durchführung, sowie die Vor- und Nachteile dieser modernen Versorgungsform. Ziel ist es, Zahnärztinnen und Zahnärzten eine praktische Anleitung für den Einsatz von GFK-Brücken zu vermitteln

Diagnose und Therapieplanung

Abb. 1 Schaltlücke regio 15 mit Kompositfüllungen an 14 od,16 mo

Ein 33- jähriger Patient stellte sich mit einer Einzelzahnlücke in Regio 15 vor (Abb. 1). Der Patient erlebte keine kaufunktionelle Beeinträchtigung, sorgte sich jedoch um eine mögliche Zahnwanderung oder -kippung. Weiterhin wünschte er einen Lückenschluss aus ästhetischen Gründen.

Eine Implantation lehnte der Patient aus finanziellen Gründen und auch aus Angst vor dem operativen Eingriff ab, wollte sich diese Option jedoch für einen späteren Zeitpunkt möglichst offenhalten. Gegen eine konventionelle Brückenversorgung sprach zudem der retentionsbedingte, erhebliche Verlust an Zahnhartsubstanz von bis zu 70 % bei einer konventionellen Präparation der Pfeilerzähne, sowie ein ebenfalls erhöhter Kostenaufwand.

Gemeinsam mit dem Patienten entschieden wir uns für eine GFK-Brücke als minimalinvasive, semipermanente Alternative. 

Anamnese und klinische Untersuchung waren unauffällig. Es lagen keine erhöhten Sondierungstiefen oder Lockerungsgrade an den Zähnen 16 und 14 vor. Auch der radiologische Befund ergab keine Auffälligkeiten an den zu behandelnden Zähnen.

Nach Bestimmung der Zahnfarbe führten wir zur Behandlungsplanung einen präoperativen Scan durch. Auf einem gedruckten Modell wurde ein Prothesenzahn in die Zahnlücke 15 eingepasst und individualisiert, um als späteres Brückenzwischenglied verwendet zu werden. Eine Tiefziehschiene wurde hergestellt, um als Positionierungs- und Einbringhilfe für das Brückenglied zu dienen (Abb. 2 und 3). 

Abb. 2a Kontrolle des Pontics mittels Einbringhilfe am Modell
Abb. 2b


Behandlung

Begonnen wurde mit einer Infiltrationsanästhesie in regio 14/16 und der Einprobe der Einbringhilfe und des Brückenzwischenglieds (Abb. 3).

Abb. 3 intraorale Einprobe des Pontics mittels Einbringhilfe

Im Anschluss erfolgte die absolute Trockenlegung des Quadranten mittels Kofferdam. Zur besseren Retraktion des Kofferdam und der Gingiva wurden mittels Zahnseide Ligaturen an den Pfeilerzähnen gelegt (Abb. 4).

Nach Entfernung der vorhandenen Kompositfüllungen und einer Kastenpräparation an Zahn 14 und 16 erfolgte das Ausmessen der Lückenbreite für den vorimprägnierten Glasfaserstrang mittels Wedget/Zahnseide. Die Kastentiefe sollte genügend Platz für eine Mindestschichtstärke von 2 mm Komposit um den Glasfaserstrang gewährleisten.


Abb. 4 Situation nach Kavitätenpräparation, Quadrantenisolierung und Sandstrahlen


Nach Sandstrahlen mit Al2O3 (50 µm) der Kavitäten und Konditionierung mittels 35%-iger Phosphorsäure und adhäsivem Bondingssystem wurde der mit Harz vorimprägnierte Glasfaserstrang mit einem Flow-Komposit positioniert (Abb. 6 und 7). Hierbei ist vor der Polymerisation nochmals eine Kontrolle der Platzverhältnisse mit dem Einbringschlüssel vorzunehmen. Die größten Zugbelastungen treten bei Brückenkonstruktionen an den Basalflächen der Verbinder auf, was durch diese Positionierung der Glasfaserstränge in mesio-distaler Ausrichtung berücksichtigt wurde. Die Festigkeit wurde durch zusätzliche, in oro-vestibulärer Ausrichtung gelegte Faserzüge erhöht. 

Abb. 6 und 7 Insertion und befestigen der Glasfaserstränge

Nach der Lichtpolymerisation mussten die Glasfaserstränge komplett von Komposit ummantelt werden. Dies ist essentiell, um ein Aufquellen der Faserstränge durch Feuchtigkeitseintritt, und ein darauffolgendes Versagen des Adhäsivverbundes zu verhindern.

Bei der Fixierung des Zwischengliedes wurde leichter Druck auf die Einbringhilfe ausgeübt. Hiermit wurde vestibulär eine deutliche Schleimhautauflage des Pontics gewährleistet, um ein ästhetisch natürliches Erscheinungsbild zu ermöglichen und gleichzeitig die Impaktion von Speisereste in diesem Bereich zu minimieren.

Nach Fixierung wurde der Verschluss der verbliebenen okklusalen Kavitäten direkt im Mund mittels Inkrement-Technik geschichtet. Alternativ hätte ein Einbringen von Komposit im Sinne einer Stempeltechnik mittels der Einbringhilfe erfolgen können. 

Für die basale Gestaltung des Pontics wurde ein hochvisköses Komposit vor Einbringen von Basal auf den Pontic aufgebracht. Alternativ wäre es möglich gewesen diesen nach Fixierung mit einem Flow-Komposit zu unterspritzen. Komposit-Überschüsse wurden nach einer abschließenden Aushärtung mittels Skalpell und Finierdiamanten entfernt. Hierbei wurde insbesondere auf interdentale Freiräume geachtet, um für dem Patienten eine einfache Reinigungsfähigkeit zu gewährleisten.

Abschließend erfolgten Hochglanzpolitur, die Kontrolle der statischen und dynamischen Okklusion, sowie eine Unterweisung des Patienten im Umgang mit Interdentalraumbürsten und Super Floss.

Abb. 8 GFK-Brücke in Situ
Abb. 9 Klinische Situation nach Politur und Okklusionskontrolle

Nach einer Woche erfolgte ein Kontrolltermin zur erneuten Überprüfung von Farbe und Okklusion. In dieser Sitzung hätten kleinere Korrekturen durchgeführt werden können, was sich als nicht nötig erwies. Der Einbringschlüssel wurde nach abgeschlossener Behandlung aufbewahrt, falls zu einem späteren Zeitpunkt Reparaturen notwendig würden. 

Schlussfolgerung

Glasfaserverstärkte Kompositbrücken werden derzeit eher als semipermanente Versorgung empfohlen, da ihre Fähigkeit auf lange Sicht starken Kaukräften standzuhalten, mit Blick auf die begrenzte Datenlage fraglich bleibt. In einer kürzlich publizierten prospektiven Studie mit 26 untersuchten GFK-Brücken zeigte sich ein funktionelles Überleben von 73,5 Prozent nach vier Jahren. Um diese Behandlungsoption weiter zu etablieren und ihre Vorhersagbarkeit zu verbessern, sind umfangreiche klinische Dokumentationen und Fallberichte erforderlich. In den Händen erfahrener Behandler/-innen können sie jedoch eine wertvolle zusätzliche Therapieoption zur Versorgung von Einzelzahnlücken im Front- und Seitenzahnbereich darstellen. Sie erweitern das Therapiespektrum neben konventionellen vollanatomischen Brückenversorgungen und implantatgetragenem Zahnersatz. Sie bietet den Vorteil einer einfachen und kostengünstigen Reparierbarkeit und Erweiterbarkeit. Wird die Indikation korrekt gestellt und die Behandlung fachgerecht durchgeführt, handelt es sich um eine minimalinvasive Technik, die in der Regel in nur einer Sitzung abgeschlossen werden kann. Ein weiterer Vorteil ist, dass sie im Vergleich zu einer Implantation weniger schmerzhaft und kostengünstiger ist. Bei vorzeitigem Zahnverlust können GFK-Brücken auch bei jugendlichen eingesetzt werden. Da die Versorgung durch den geringen Zahnhartsubstanzverlust vollständig reversibel ist, können GFK-Brücken eine gute langzeitprovisorische Lösung darstellen, um beispielsweise eine spätere Implantatversorgung nach Abschluss des Kieferwachstums offenzuhalten.  

Über den Autor

Frederik Korden

Zahnarzt / Hamburg

Schwerpunkte

  • Restaurative Zahnheilkunde
  • Endodontie
  • Digitale Zahnheilkunde
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