Ruanda Erfahrungsbericht

Veröffentlicht am 18. März 2022

Im Jahr 2019 flog das erste Mal eine Gruppe von Zahnmedizin-Studierenden der Medizinischen Hochschule Hannover nach Ruanda. Ein Projekt organisiert von Studierenden in Kooperation mit der Oral Health Foundation Rwanda mit Sitz in den Niederlanden. Mir war sofort klar, da möchte ich auch hin!

Im Jahr 2021 war es dann soweit. Die ersten klinischen Kurse (Kons und Prothetik) waren bestanden, auch erste chirurgische Erfahrungen hatte ich schon gesammelt und der Sommer kam. Es war also an der Zeit für die Vorbereitungen für Ruanda. Wir fingen an Geldspenden zu sammeln und Firmen anzuschreiben für Material- und Sachspenden. Auch Tomorrowdent unterstützte unser Projekt mit einem chirurgischen Vorbereitungskurs auf Zahnextraktionen. Außerdem spendeten Sie uns gemeinsam mit Carl Martin Solingen jede Menge Instrumente. Wir waren top vorbereitet und warteten auf die Reise!

Am 3. September 2021 war es endlich soweit. Das Warten hatte ein Ende und wir saßen gemeinsam, als Gruppe von 14 Studierenden der MHH, im Flugzeug Richtung Kigali. Nach einem Umstieg in Istanbul und insgesamt rund 10 Stunden Flug waren wir endlich am Ziel angekommen.

Ruanda. Das Land der tausend Hügel. Der Name wird dem Land auf jeden Fall gerecht! Egal wohin man schaut, überall sind Berge und Hügel zu bestaunen. Die Natur ist wirklich atemberaubend schön!        

Behandlungen auf 1800m Höhe

An unserem ersten Tag der Dental Camps haben wir uns mit Christiaan, dem Vorsitzenden der Oral Health Foundation Rwanda und den Zahnärzt*innen getroffen, welche wir in den nächsten Tagen begleiten durften. Wir bekamen ein Briefing und eine Vorlesung zu den Behandlungsstandards in Ruanda. Hier kann ich direkt mit möglichen Vorurteilen aufräumen: Die Vorlesungsinhalte deckten sich zum größten Teil mit den Behandlungsstandards und Leitlinien bei uns in Deutschland. Für uns gab es also von der Theorie her erstmal nicht so viel Neues. Neu war allerdings alles, was danach kam.

Der erste offizielle Behandlungstag fing mit einer ca. 1-stündigen Busfahrt raus aus Kigali nach Remera-Rukoma an. Wir sind in eine Klinik gefahren, die in 1800 Höhenmetern auf uns wartete. Vor der Tür saßen bereits unsere Patient*innen für den Tag. Diese nehmen teilweise sehr lange Fußwege auf sich und ziehen sich schöne Kleidung an, um zu den Dental Camps zu kommen. Dann warten sie geduldig teils den ganzen Tag bis sie drankommen.

Am Anfang eines jeden Tages begann einer der Zahnärzte mit dem Dental Prevention Program (DPP). Dabei wird den Patient*innen an einem Krokodil gezeigt, wie man richtig die Zähne putzt und worauf zu achten ist. Sie dürfen es auch gerne selbst mal am Krokodil vorzeigen.
Danach haben wir mit den Behandlungen angefangen. Zwei Studierende von uns durften mit einem Zahnarzt vor Ort gemeinsam behandeln.
In der Klinik gab es drei Räume mit zwei Zahnarztstühlen ohne Wasseranschluss. In diesen Räumen wurden allerdings gleichzeitig meist 7 Patient*innen behandelt. Wie das möglich ist? Wir hatten normale Stühle, die Wände als Kopflehne und die Fenster als Lichtquellen. Man musste kreativ werden, da die Ausstattung nicht ausreichend war, um täglich ca. 100 Patient*innen zu versorgen. Es wurde also gleichzeitig in allen Ecken der Räume behandelt. Dementsprechend war immer viel los und man musste aufpassen niemanden anzurempeln oder mit einer Nadel zu pieksen.

Die Behandlungen bestanden größtenteils aus Zahnextraktionen, da die Menschen sich einen Zahnarzt oft nicht leisten können, viele keine Zahnbürsten besitzen und nicht aufgeklärt sind über Mundhygiene.
Die Anästhesie und die Extraktionen durften wir unter Anleitung eigenständig durchführen. Im Anschluss an die Behandlung haben alle Patient*innen eine Zahnbürste und Zahnpasta, sowie falls notwendig Medikamente bekommen. Insgesamt haben wir 1376 Patient*innen an 6 Tagen behandeln dürfen.

Für mich persönlich war es eine wundervolle Erfahrung! Wir durften in wenigen Tagen so viel neues von den Zahnärzt*innen vor Ort lernen, selbst behandeln und Patient*innen ihre Schmerzen nehmen. Ich werde immer zurückdenken an das schöne Land, die netten Leute, die Mittagspausen im Grünen mit exotischem Obst und tollen Gesprächen. An die Erfahrung der vielen Zahnextraktionen, die gute Laune und Tänze am Ende der Behandlungstage. Die vielen Patient*innen und die Zahnärzt*innen, die uns vertraut haben und uns viel beigebracht haben und uns stets zur Seite standen, wenn mal ein Zahn abgebrochen ist und wir daran verzweifelt sind. Ich kann jedem eine Famulatur oder ein Praktikum im Ausland wirklich ans Herz legen!

ÜBER DIE AUTORIN

Rebekka Janzen

Hallo, mein Name ist Rebekka und ich studiere im 10. Semester an der Medizinischen Hochschule Hannover Zahnmedizin. Durch das Ruanda-Projekt im letzten Sommer habe ich das Tomorrowdent-Team kennen und lieben gelernt! Seitdem bin ich Teil des Teams und helfe bei den Veranstaltungen in Hannover und anderen Events mit.
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